EFD-Logo
EFD-Schriftzug
EFD-Logodog
 
 

EFD - Events - Nachlese

Arbeitswochenende für acht O’s und einen Willi

in Wolfach-Halbmeil


Wie im letzten Journal berichtet, fand Ende Juni das große Wolfacher Sommerfest statt. Erstmals dabei waren der knapp einjährige O-Wurf von der Wolfsangel und viele weitere Hunde unter zwei Jahren. Optisch sehr schön und ausgestattet mit gesundem Selbstvertrauen wuselte das Jungvolk über die Waldwege und tobte kreuz und quer über den Hundeplatz.

Bei aller Freude über das fröhliche Bild zeigten sich aber auch pubertäre Anwandlungen. Da die Besitzer des O-Wurfes wissen, dass wir auch eine Hundeschule leiten, bekundeten sie Interesse an einem Arbeitswochenende. Alle besuchen an ihren Wohnorten Hundeschulen, haben an Welpenspielstunden teilgenommen und durchlaufen gerade die Junghundekurse, Grundkenntnisse standen daher nicht zur Debatte. Sie wollten mehr, was genau wurde nicht definiert, mehr halt. Wir konnten ihren erwartungsvollen Blicken nicht widerstehen und versprachen ein Programm zu erstellen. Da der 3. Oktober als bundesweiter Feiertag auf einen Montag fiel, bot sich dieses lange Wochenende für ein Seminar an.

Nachdem die An- und Abreisezeiten festgelegt waren und damit klar wurde wieviel Zeit für das Training zur Verfügung stehen würde, fingen wir an uns Gedanken über dieses „mehr“ zu machen. Was bieten wir an, was ist hilfreich? Die Familien der neun angemeldeten Hunde (8 O's und Zweithund Willi als Ehren-O) sollten ja möglichst viele Kenntnissen und Ideen mit nach Hause nehmen.

Um einerseits die Konzentrationsspanne der Hund nicht zu überfordern, andererseits aber intensiv auf jeden Hund individuell eingehen zu können, entschieden wir die Teilnehmer in zwei Gruppen aufzuteilen. Während die eine Hälfte auf dem Hundeplatz praktische Übungen absolvieren würde, sollte sich die andere im Nebenzimmer des Gasthauses Kreuz mit wichtigen theoretischen Kenntnissen vertraut machen. So könnten sich die Hunde zwischendurch immer wieder entspannen und auch den Zweibeinern würden die halbstündigen Spaziergänge zwischen den beiden Lernorten dabei helfen, die Köpfe wieder frei zu bekommen.

Als wir uns am Samstag den 01.10.16 um 13.30 Uhr trafen, konnten wir erfreut feststellen, dass sich alle an unsere Bitte gehalten hatten frühzeitig anzureisen, damit sich die Hunde vor Beginn des Seminars noch lösen und vom eventuellen Fahrtstress erholen konnten.
Lisa Perhofer, die mit Osco eine Fahrzeit von 10 Stunden zu bewältigen hatte, war bereits am Donnerstag gefahren und Gabi Kap hatte ihre 7 Stunden Fahrt mit Oki in die Nachtstunden verlegt, so dass sie genauso frisch und munter antraten wie die Teilnehmer, die im Umkreis von „nur“ 3 Stunden wohnen. Leider musste Oniras Frauchen Svenja aus gesundheitlichen Gründen kurzfristig absagen.

Wir begannen mit der Zuordnung in 2 Gruppen mit jeweils 4 Hunden und einem Check-up der benötigten Hilfsmittel wie Schleppleine, Futterdummy, Clicker, Leckerchen usw. Alle hatten ihre Trainingsutensilien wie besprochen dabei, so dass nur Kleinigkeiten aufgestockt werden mussten und wir pünktlich beginnen konnten.


Vier Trainer und ein Helfer standen für die 8 Hunde bereit. Das Programm für den Samstagnachmittag bestand aus 1,5 Std. praktischer Übungen auf dem Hundeplatz und 1,5 Std. Theorie im Gasthaus, unterbrochen von einer Kaffeepause und dem Spaziergang, um den Lernort zu wechseln.

14.30 – 16.00 Uhr, Gruppe 1 auf dem Hundeplatz:

 

Praktische Übungen

1

Kenntnisse kontrollieren

 

Sitz, Platz, Fuß abfragen

2

Spielen mit dem Hund zeigen und erklären

*

alle üben - spielen mit dem Hund

3

Dummy, Grundlagen erklären und üben lassen

*

Spielen mit dem Hund

4

Dummy / Rückruf-Training

*

Spielen mit dem Hund

5

Leinenführigkeit einzeln mit Abstand

*

Abschluß - Spielen mit dem Hund

 

 

 

ges. 90 min.

 

Laufen zum Gasthaus Kreuz, anschl. Kaffeepause

Die Trainer verschafften sich auf dem Hundeplatz zuerst einen Überblick über den Kenntnisstand der ersten 4 Mensch-Hund-Teams, um im Laufe des Wochenendes optimal darauf aufbauen zu können. Dazu wurden einfache Gehorsamsübungen abgefragt wie Sitz, Platz, Steh und Fuß laufen.

    

Während Helfer Manfred mit Dogge Buffy eine spezielle Spielsequenz vorführte, erklärte Trainer Karl-Heinz Schanz wie ein richtig aufgebautes Spiel mit dem Hund als Auflockerung zwischen Trainingsübungen aussieht und die Bindung zum Besitzer stärkt, so dass jeder Hund bei seinem Halter bleibt, obwohl andere spielende Hunde in der näheren Umgebung sind.


Dieser Spielablauf wurde anschließend von allen eingeübt und im weiteren Verlauf des Seminars immer wieder als Übergang zwischen den praktischen Übungen eingesetzt.

 

       
Danach wurden die Grundlagen des Dummy-Trainings erläutert. Aus dem ursprünglich jagdlichen Verwendungszweck wurde eine großartige und artgerechte Beschäftigung für die Zusammenarbeit der Hundeführer mit ihrem Hund entwickelt. Für dieses Jagdersatztraining für nicht jagdlich geführte Familienhunde wird ein besonders lecker gefülltes Leinensäckchen (engl. Dummy) verwendet. Die wichtigsten Lernziele sind das Herankommen unter Ablenkung (Kommando „Hier“) und die Freifolge in jedem Gelände.

Als Abschluss der ersten praktischen Einheit wurde an der Leinenführigkeit gearbeitet. Damit es den jungen Hunden für den Anfang leichter fiel, hielten die Besitzer zu den anderen Teams so viel Abstand, dass es ihnen mit Hilfe der Tipps möglich war, ihren Hund an leicht durchhängender Leine zu führen.

 

14.30 – 16.00 Uhr, Gruppe 2 im Gasthaus:

 

Praktische Übungen Erste Hilfe

1

Grundregeln in einer Notsituation

2

Normalwerte - TABS

 

Kontrolle Herzschlag / Puls / Schleimhäute

3

Maulschlaufe

 

Maulschlaufe üben

4

Transport und Haltegriffe (5 verschiedene)

 

Tragegriffe üben, Hund leicht anheben

5

Fremdkörper

 

Schnauze öffnen mittels Schlinge

6

Pfotenverband

 

Verband anlegen

7

Magendrehung

 

 

 

ges. 90 min.

 

Kaffeepause, anschl. Laufen auf den Hundeplatz

Da erste Hilfe-Kurse in fast allen Hundevereinen und Hundeschulen theoretische Vorträge sind, haben sich die Trainerinnen Lioba und Inken Schanz auch in diesem Bereich für praktische Übungen entschieden.

Damit sich alle auf die Vor- und Ausführungen konzentrieren konnten, wurden Unterlagen ausgegeben, die die Normalwerte eines gesunden Hundes und Erläuterungen dazu enthalten, an welchen Körperstellen welche Werte mit welchen Handgriffen kontrolliert werden.
Außerdem Bilder und Zeichnungen der verschiedenen Griffe, Hebe- und Tragetechniken und Verbände, sowie eine ausführliche Zusammenstellung zum Thema Magendrehung.

Zu Beginn einer jeden Übung wurde erklärt in welchem Zusammenhang sie zum Einsatz kommt, woran der Bedarf erkennbar ist und wie die korrekte Ausführung aussieht. Während Lioba die Handlungen erklärte, führte Inken diese an der Hündin Bo vor.



Danach konnten die Besitzer die Werte ihrer Hunde kontrollieren und die jeweiligen Praktiken üben, während Lioba und Inken reihum vorbeikamen, die Techniken überprüften und Hilfestellung gaben.
Abschließend wurde das Thema Magendrehung als Spontanerkrankung angesprochen, bei der schnelle Hilfe vonnöten ist.

Um 16.30 Uhr fand der Wechsel der beiden Gruppen statt, so dass um 18.30 Uhr beide Gruppen das gleiche Programm absolviert hatten.
Beim gemeinsamen Abendessen wurde gefragt, diskutiert, erzählt und gelacht, während die Hunde zufrieden unter den Tischen schlummerten.
Der Sonntag begann bereits früh um 9.00 Uhr, die bisherige Gruppenaufteilung wurde vormittags beibehalten.

9.00 – 10.00 Uhr, Gruppe 1:

 

Treffpunkt Hundeplatz

 

 

 

Praktische Übungen

1

Begegnung anderes Geschlecht

*

alle - Spielen mit dem Hund

2

Gleichgeschlechtliche Begegnung

*

alle - Spielen mit dem Hund

3

Gemischte Begegnungen (alle)

*

alle - Spielen mit dem Hund

 

 

 

ges. 60 min.

 

Laufen zum Gasthaus Kreuz

Frisch und ausgeruht wurde am Sonntagmorgen als erstes das Thema Hundebegegnungen in Angriff genommen. Eine Alltagssituation, die, von klein auf geübt, kein Problem darstellen sollte.
Aber auf was ist zu achten, wenn der eigene doch einmal zickt oder der entgegen kommende Hund provoziert?  Die richtige Reaktion, die Art der Körperhaltung und die Signale für den eigenen Hund wurden besprochen und anschließend ausprobiert.

Beginnend mit Begegnungen des anderen Geschlechtes, also jeweils Hündin/Rüde konnten sich die Teilnehmer an die teils neuen Vorgaben gewöhnen, bevor die manchmal schwierigeren Treffen mit gleichgeschlechtlichen Hunden, also Hündin/Hündin und Rüde/Rüde folgten.
Abschließend waren alle miteinander als gemischte Gruppe in Bewegung.

 

Auch in dieser Trainingseinheit wurde die Anspannung von Mensch und Hund zwischendurch immer wieder durch das am Samstag gelernte „Spielen mit dem Hund“ gelöst und abgebaut.

9.00 – 10.00 Uhr, Gruppe 2:


Treffpunkt Gasthaus Kreuz

 

Theorie

Vortrag Calming Signale

 

ges. 60 min.

Laufen auf den Hundeplatz

Die zweite Gruppe bereitete sich zeitgleich theoretisch auf das Thema Hundebegegnungen vor.
Ein Vortrag von Inken Schanz über die Beschwichtigungssignale (Calming Signals) fesselte die Teilnehmer und regte zu spontanen Erzählungen und Diskussionen an.

Die norwegische Hundeexpertin Turid Rugaas startete Ende der 1980er Jahre eine Untersuchung an hunderten von Hunden. In deren Beobachtung wurde festgestellt, dass Hunde, ebenso wie frei lebende Wölfe, konfliktlösende Signale regelmäßig anwenden, um Auseinandersetzungen soweit als möglich zu vermeiden, Konflikte zu entschärfen und Spannungen abzubauen.
In einer Kombination aus Power-Point-Präsentation und Referat erläuterte Inken, wann Beschwichtigungssignale von unseren Hunden angewandt werden und welche es gibt.
Da es insgesamt sehr viele sind, beschränkte sie sich auf die gängigsten, für die ich hier stellvertretend das Züngeln, Kopf und/oder Körper abwenden, das Verlangsamen von Bewegungen, einen Bogen laufen und das Splitten nennen möchte.
Aufgrund anschaulicher Bilder und Sequenzen konnten die Zuhörer die einzelnen Signale bei gezeigten Hundebegegnungen erkennen und interpretieren.

Von 10.00 bis 10.30 Uhr fand dann wieder der Wechsel zwischen den beiden Gruppen statt, so dass beim gemeinsamen Mittagessen von 12.00 bis 13.30 Uhr alle wieder auf dem gleichen Wissensstand waren.
Den Sonntagnachmittag verbrachten beide Gruppen auf dem Hundeplatz.

14.00 – 15.30 Uhr, Gruppe 1:

 

Praktische Übungen

1

Leinenführigkeit in der Gruppe

*

alle - Spielen mit dem Hund

2

Sitz, Platz, Steh

*

alle - Spielen mit dem Hund

3

Bleib

*

alle - Spielen mit dem Hund

 

 

 

ges. 90 min.

Die am Samstag aufgebauten Grundlagen zum Thema Leinenführigkeit wurden als erstes vertieft.
Wo anfangs noch Abstand zu den anderen Teams gehalten wurde, mussten sie jetzt näher zusammenrücken und herausfinden, wo für den derzeitigen Trainingsstand die Grenze ist, bis zu der sie ihren Hund an einer locker durchhängenden Leine führen können.

   

Wichtig in diesem Zusammenhang sind das Einschätzen der Fähigkeiten des eigenen Mensch-Hund-Teams und die Erkenntnis daraus, wie intensiv daheim die Übungen fortgesetzt werden sollten.

Inzwischen kannten die Trainer die einzelnen Hunde wesentlich besser und konnten zu den Grundübungen wie Sitz, Platz und Steh Ratschläge erteilen, wie sie zügiger und/oder korrekter und schneller ausgeführt werden.                      
Manchmal ist es sogar von Vorteil ein Kommando komplett neu aufzubauen, wenn sich in die alten Abläufe zu viele Fehler eingeschlichen haben. Aus einem „Platz“ kann alternativ ein „Down“ werden oder statt beim Kommando „Steh“ die Hand unter den Bauch zu halten, um ein Hinsetzen zu vermeiden, kann ein Leckerchen hinter eine Barriere, z.B. ein ausgestrecktes Bein, gehalten werden. Damit lockt man den sitzenden Hund in den Stand.   
Alternativen gibt es im Grunde zu jeder Problemstellung und jeder Hundeführer sollte sich im Klaren darüber sein, dass er an den falsch entstandenen Verknüpfungen maßgeblich beteiligt war.


Als weitere wichtige Übung gilt das „Bleib“, bei dem der Hund an einem Ort verharren soll, bis ihn der Besitzer dort abholt, ihn zu sich ruft oder ihm ein Freizeichen gibt.
Ausgehend von den Übungen Sitz und Platz wird das Bleib in kleinen Schritten aufgebaut, anfangs in direkter Nähe des Hundes. Erst wenn der Hund akzeptiert, dass er bleiben muss, obwohl sich sein Mensch bewegt, können Entfernung und Dauer langsam gesteigert werden. In der ersten Zeit wird der Hund grundsätzlich abgeholt, das Abrufen kommt erst später.

14.00 – 15.30 Uhr, Gruppe 2:

 

Kopfarbeit und Schade erklären

1

auf Clicker konditionieren (Click hinter Rücken)

2

"Schau"

3

Round / Acht

4

Hallo / Tschüss

5

Wendungen + Achter durch die Beine

6

Rob

7

Erklärung Suchspiele, Decke abrollen

 

Schlüssel-Suche

 

 

 

ges. 90 min.

Parallel dazu war Gruppe 2 mit einem ganz anderen Thema beschäftigt.
Trainerin Lioba machte sie mit verschiedenen Beschäftigungsmöglichkeiten bekannt, die, während der Spaziergänge eingesetzt, dafür sorgen, dass der Hund bei seinem Besitzer bleibt und nicht, von Langeweile getrieben, Unsinn anstellt.

Viele dieser Übungen werden, wie bei der Kopfarbeit weit verbreitet, mit dem Clicker bestätigt. Seit Jahrzehnten in den USA als Ausbildungsmethode für jegliche Tierarten  etabliert, wird sie inzwischen auch in Deutschland immer häufiger als effektive Arbeitsweise eingesetzt, um dem Hund zu sagen, welche seiner Verhaltensweisen erwünscht sind. Beim Clicker-Training lernen die Hunde auf positive Weise am Erfolg.
Deshalb gibt es bei falschen Ansätzen auch kein „Nein“, der Hund macht ja nichts falsch, es gibt nur ein „Schade“ anstatt dem begehrten Click+Lecker.
Wir wollten diese Methode dazu nutzen, den Hunden schnell und unkompliziert kleine Tricks und Bewegungsabläufe beizubringen.

Nachdem die Clickerarbeit erklärt und die Hunde auf die Clicker konditioniert waren, begannen wir mit der Übung „Schau mir in die Augen“.

     

 

 

 

 

 

 

Teil 2 demnächst