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Eurasier-Welpen-GeschirrWelpengeschirr – trendy oder nützlich?

Viele Welpen begegnen uns heutzutage mit einem Welpengeschirr, mal wuchtig, der kleine Welpe verschwindet fast darin, mal zart als zusammengehaltene Bänderchen, selten passend.

Viele Welpenbesitzer sind verunsichert, weil je nach Hundeschule und Hundetrainer konsequent entweder ein Brustgeschirr verlangt wird oder – je nach Ausrichtung des Trainers – ein Halsband. Gelegentlich trifft man auch auf tolerante Trainer, die beides zulassen, wie der Hundehalter am besten zurechtkommt.

Lioba Schanz, erfahrene Hundetrainerin, auf Eurasier spezialisiert, die auch selber Welpenkurse leitet, hält es mit dem „sowohl als auch“. Nach ihrer Auffassung ist die Führigkeit mit Halsband und Leine bei den Kommandos „Sitz“, „Platz“ und „Hier“ deutlich besser. Beim Umwelttraining, wo die Gefahr besteht, dass der Hund erschrickt, in Panik gerät und dabei vorwärts zieht, ist ein korrekt sitzendes Geschirr bis ca. 5 Monate angebracht, weil der Welpe nicht rückwärts rausschlüpfen kann und der Besitzer ihn nicht „erwürgen“ oder ihm mit starkem Druck auf den Hals schaden kann.

Eurasierwelpen - Geschirr oder Halsband?Da viele Hundebesitzer dazu tendieren, ihren Welpen per Zug am Halsband oder Leine an den gewünschten Ort zu ziehen, entsteht Druck im Halsbereich, was der Gesundheit des Welpen sehr abträglich ist. Für diese Besitzer empfiehlt es sich, ihren kleinen Welpen mit einem Brustgeschirr auszustatten bis er leinenführig ist.

In Welpenspielstunden ist ein Brustgeschirr deutlich nachteilig, weil man es dem Welpen während der Spielphasen mit anderen Welpen ausziehen muss, damit sich die Spielpartner nicht darin mit den Pfoten verfangen oder sich darin festbeißen. Will man seinen Welpen nach der Spielzeit wieder anleinen, zeigt sich das erneute Anlegen des Brustgeschirres, je nach Modell und Durchsetzungsvermögen des Welpenbesitzers, als nicht ganz so einfach.

Arbeitet man ausschließlich mit Brustgeschirr, hat man weniger Kontrolle über den Hund, da die Leine am Körpermittelpunkt fixiert ist. Der Hund kann sich mit aller Kraft ins Geschirr legen und hat somit eine höhere Zugkraft. Benutzt man zusätzlich ein Halsband, kann man mit etwas Geschick durch einen Ruck am Halsband den Hund aus dem Gleichgewicht bringen und ihn mit weniger Kraftaufwand lenken. Ein Wehrmutstropfen bei der Benutzung eines Geschirres ist die Auswirkung auf das Fell, das manchmal „bricht“.

Bei einem gut erzogenen Hund sind Halsband und Leine ausreichend. Ab einem Jahr wird das Geschirr wieder sinnvoll beim Jogging, Rad- und Skifahren. Bei diesen Sportarten sollte der Hund, wenn er nicht zuverlässig reagiert, nicht am Halsband geführt werden.

 

Unsere Erfahrungen mit Geschirr:

Zu einem Geschirr sind wir gekommen, nachdem wir mit Coernel, unserem ersten Eurasier, einmal in der Stadt waren. Coernel mochte keine Knallgeräusche. In der Stadt hatten damals Kinder mit einer Knallplättchenpistole gespielt, mit der Folge, dass wir das Halsband in der Hand hatten und Coernel weg war. Er kam zwar wieder, aber von da an war es uns sicherer, dem Hund ein Geschirr anzulegen, denn Coernel kam aus jedem Halsband heraus, er war sehr geschickt darin. Um dies zu verhindern, hätte das Halsband so eng sein müssen, dass es ihn gewürgt hätte.

Unsere Erfahrungen mit dem Geschirr sind zu 95% gut. 5% gehen auf das Konto von Duke, unserem dritten Eurasier. Im Alter Welpe/ Junghund biss er, wenn man nicht aufpasste, das Geschirr unter dem Hals durch. Wir wissen nicht, wie er mit der Schnauze überhaupt dahin kam, aber er machte es nur, wenn man nicht aufpasste. Folge: ein zweites Geschirr, Band als Meterware, sodass ein Geschirr in Gebrauch war und eins genäht werden konnte. Die Meinung der Hundeschule bei Duke: ihr müsst ein rundgenähtes Lederhalsband nehmen, da kommt keiner raus. Duke hat anschaulich in der Hundeschule vorgeführt, wie er heraus kam.

Beryll, unser zweiter Eurasier, war lammfromm, er vertrug sich auch mit Rüden. Es waren höchstens drei Rüden, die er nicht mochte. Knallgeräusche waren ihm auch egal. Bei Beryll hätten wir auch ein Halsband nehmen können.

Quattro verträgt sich – bis auf wenige Ausnahmen - auch mit fremden Rüden, kommt aber aus einem normalen Halsband mit Stop auch heraus. Also würgen oder Geschirr, Folge: Geschirr.

Insgesamt fühlen wir uns mit dem Geschirr sicherer. Man hat den Hund immer unter Kontrolle. Duke ist mit fremden Rüden schwierig, meistens mag er sie nicht, es sei denn, sie sind ganz unterwürfig. Welpen beiderlei Geschlechts sind kein Problem, bei Welpen verhält er sich ganz toll. Bei Hündinnen natürlich auch. In schwierigen Situationen kann man auch das Geschirrband auf dem Rücken fassen und hat den Hund 100% unter Kontrolle.

Soweit unsere Erfahrungen; diese sind sicherlich nicht ganz konform mit den Ansichten von den meisten Hundeschulen, aber wir kommen so gut zurecht und müssen unsere Eurasier nicht am Hals würgen. Sie lassen sich auch mit dem Geschirr ganz gut führen. Fell- oder Haarprobleme haben wir mit beiden Typen nicht gehabt.

Eurasier Duke erwachsen und als Welpe

Hinweis:
Beim Geschirr aus Band ist der Verlauf um den Hals herum und unter den Vorderbeinen durch, dann weiter hinten um den Bauch herum.
Beim Geschirr aus Kordel ist der Verlauf einmal unter dem Hals und um den Bauch herum, sodass der Haltebund hinter dem Nacken ist, ähnlich wie beim Halsband.

- nach oben -Ingo Siegert

 

Mein Hund mag keine Geschirre

Quin hatte als Welpe nur ein Halsband. Er war vom ersten Tage an so vorbildlich leinenführig daß ich wünschte, dies würde so bleiben. Doch wie es so ist mit den Wünschen - in der Junghundezeit "zog" es auch ihn zu seinen erspähten Hundekumpels und vieles was am Wegesrand herumlag veranlasste Quin zu einem abrupten Stop während Frauchen auch mal weiterlief, weil sie es schlicht nicht gesehen hatte. Ob es nun eine plattgefahrene Kröte war, eine tote Maus, eine Schnecke oder in der Fussgängerzone ein weggeworfenes Stück Pizza - nichts davon schien Quin zu entgehen und alles wollte er nicht nur beschnüffeln sondern möglichst auch auf dem Gaumen zergehen lassen. Da ich meinen kleinen Gefährten bei derartigen Geschmacksproben recht schnell wegziehen mußte, erschien es mir sinnvoller dies nicht per Druck auf seine Luftröhre zu tun sondern ein Geschirr zu kaufen.

Die Auswahl war gross, doch ich fand viel zu meckern. Metallringe- und Schnallen ohne Stoffpolster darunter wolte ich nicht, denn mein kleiner sollte ja spielen und herumtollen können ohne daß es ihn zwickt, zwackt oder drückt. Bei einem Eurasierspaziergang fand ich dann bei Lioba Schanz ein Geschirr das zwar ein Mordsdrum war, aber es war weich und dick mit Fleece gepolstert und egal wie sich Quin drehte oder hinlegte, nirgends konnte ein Ring oder eine Schnalle gegen einen Knochen drücken. Auf dem Rücken war das Geschirr breit verkreuzt, so daß das Gewicht des Geschirres, das ohnehin ein Leichtgewicht war, nicht nur an einem schmalen Bändchen hing wie bei den meisten Norwegergeschirren, und im Halsbereich verlief der vordere Steg etwas weiter oben als dies bei anderen Geschirren üblich ist. So konnte nichts am Hals drücken aber auch nichts an den Schulterblättern scheuern. Die Rückenpartie des Geschirres war recht lange, somit verliefen die Bauchgurte auch mit genügend Abstand zu den Vorderbeinen und konnten nicht in den Achselhöhlen scheuern (was leider ebenfalls bei vielen Norwegergeschirren der Fall ist). Ich war sehr zufrieden mit diesem Geschirr und Quin trug es gerne.

Als er herausgewachsen war kaufte ich ein Norwegergeschirr. Das Teil war recht schwer und Quin mochte es vom ersten Tage an nicht. Es scheuerte an den Schulterblättern, das Gewicht hing quasi nur an dem 2 cm schmalen Band über seiner Wirbelsäule, der grosse Ring baumelte beim freien Spielen auch mal kräftig gegen die Rippen und leider verhedderte sich auch mal ein Hundefreund mit den Füssen im Handgriff als die beiden sich auf dem Boden kugelten, worauf der Hundefreund panisch um sich schnappte.
Fazit: Frauchen fand den Griff des Norwegergeschirres zwar praktisch, Quin aber fühlte sich unwohl.

Ich versuchte es mit einer Kombination aus Führ- und Zuggeschirr, bei welchem ein Gurt zwischen den Vorderbeinen zum Bauch verläuft und seitlich wiederum zwei Gurte zum Rücken verlaufen. Es war sehr leicht, aus Neopren unterfüttertem Gurtband, sehr stabil und solide verarbeitet. Doch der Ring an dem man die Leine befestigen konnte war am Ende des Rückenstegs angebracht und dieser Ring legte sich, als Quin ohne Leine mit anderen Hunden spielte, einmal nach unten. Quin kugelte auf dem Boden und der Metallring drückte schmerzhaft gegen die Wirbelsäule. Ein andermal gingen wir durch eine Wiese am Fluss und sehr viele, lange und spitzige Grannen verfingen sich nicht nur im Fell von Quin sondern auch unter dem Geschirr. Innerhalb von 5 Minuten hatten wir alle (über 30) dieser pieksenden Halme entfernt - doch ab diesem Zeitpunkt war es aus mit Quin und Geschirren: sobald ich auch nur nach einem griff legte mein Hund die Ohren an und suchte sich ein Versteck. Ich habe es trotzdem noch einige Male versucht, auch damit er merkt daß nichts mehr piekst. Quin schüttelte sich dann einige Male, als ob er es auf diese Weise los werden könnte. Danach ging er aber ganz normal und ohne Probleme mit dem Geschirr. Doch auch heute noch, jedesmal wenn ich ein Geschirr in die Hand nehme verdrückt sich Quin. Nehme ich das Halsband kommt er freudig angelaufen. Also benutze ich wieder, wie bei meinen beiden Hunden zuvor, ein Halsband.

Rückengurt des Hundegeschirrs
Der Rückengurt verschiebt sich wenn der Hund
seitlich zieht, in Folge verschiebt sich auch der
Brustgurt und drückt in den Achseln. Der Abstand
zwischen Gurt und Achselhöhle ist jedoch besser,
weil breiter, als bei den meisten Norwegergeschirren

Ringe am Hundegeschirr können gegen die Rippen drücken
In einer ähnlichen Situation drückte der Ring am
Geschirr schmerzhaft gegen die Wirbelsäule

Hunde am Geschirr in Situationen die erschrecken oder ängstigen könnten
Quin und Freunde am Geschirr in Situationen
die ängstigen oder erschrecken könnten

Schlaue Hundebücher und andere Hundehalter verunsicherten mich jedoch. Zervikale Schäden durch ein Halsband? Atembeschwerden durch Druck auf den Kehlkopf? Aber er zieht ja gar nicht! Und dann wurde mir erzählt: Ach, es kommt doch immer mal eine Situation in der ein Hund urplötzlich los zieht! Zudem ist der Hals des Hundes eine "soziale Empfangsstation" die durch ein Halsband einer wichtigen Funktion beraubt wird. Hmm, ich hatte in den 28 Jahren vor Quin bereits zwei Hunde die Geschirre gar nicht kannten und keinerlei Probleme durch Halsbänder hatten, weder gesundheitliche noch in der Kommunikation unter Hunden.

Den Ausschlag dafür, wieder ein Geschirr zu benutzen, gab jedoch weder ein Buch noch gut gemeinte Ratschläge sondern ein neuer Rüde in der Nachbarschaft. Ca. 50-60 Kilo schwer, riesig, massig, muskelbepackt, zornig und absolut unverträglich mit jedem anderen Hund, egal ob Männlein oder Weiblein. Am anderen Ende der dünnen Laufleine ging ein Zweibeiner, der seinen Rüden nur soweit ausführte bis die "Geschäftchen" erledigt waren - was meistens direkt vor unserer Hecke geschah - dann ging es schnurstracks zurück. Und ausgerechnet dieses tobende Etwas von einem Riesenhund erklärte mein Quin, der sich bis dahin mit jedem anderen Rüden vertrug, zu seinem ersten, aber absoluten Feind! Ach mein Quin, da hast du dir in deiner jugendlichen Unerfahrenheit den vollkommen Falschen ausgesucht, der zerrupft dich noch in der Luft! Nach 2 Begegnungen schlotterten mir die Knie schon bei der Vorstellung diesen beiden ein weiteres Mal zu begegnen. Vor meinem geistigen Auge sah ich wie die Schnalle des Halsbandes dem Zug eines wütenden Eurasiers nicht standhalten würde und blitzschnell zerriss, ich sah vor mir wie mein Quin in Null-Komma-Nichts aus seinem Halsband schlüpft, was wirklich nicht schwer ist bei so einem dick geplüschten Hals. Ich holte also wieder die Geschirre hervor und fühlte mich sicherer wenn ich Quin am breiten Rückensteg, oder am Haltegriff des Norwegergeschirrs schnell an der "Gefahrenzone" vorbei führen konnte. Herrchen und tobender Hund zogen einige Monate später in einen anderen Ort - und nicht nur wir, sondern auch alle anderen Hundehalter aus unserem Eckchen atmeten auf. Trotzdem haben wir Rüdenbegegnungen der schwierigen Art erfolgreich geübt und kommen mit Halsband und Leine prima zurecht.

Haarbruch hatten wir bei Geschirren nie, was vielleicht daran lag, dass Quin nur phasenweise ein Geschirr trug. Wir hatten aber schon Haarbruch durch ein bestimmtes Halsband.

Dass die Kommunikation durch ein Halsband behindert wird mag in einigen Situationen stimmen, doch das kann auch bei Geschirren der Fall sein. Mit einem schmalen Halsband kann ein Eurasier prima die Nackenhaare samt "Bürste" aufstellen, bei Geschirren mit breitem Steg ist das oftmals nicht der Fall. Ein Halsband kann der Hund beim Spielen mit anderen Hunden anbehalten, in den Bändern der Geschirre können sich spielende Hunde verheddern, deshalb ist es besser, die Geschirre beim Hundespiel abzunehmen. Halsbänder können gegen die Luftröhre drücken, sehr viele Geschirre drücken oder scheuern in den Achselhöhlen. Aus dem Halsband kann ein Hund herausschlüpfen - beim Geschirr schaffen das auch sehr viele. Beides hat Vor- und Nachteile.

Für Quin und mich ist ein Halsband die bessere Wahl. Es muss nicht schön sein, aber praktisch und haltbar mit sicherem Verschluss.

- nach oben -Andrea Zucker