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Knall, Peng und Co. oder die Abenteuerfahrradkiste

In der Eurasierschwangerschaftszeit (Wartezeit von 8 Monaten) kaufte oder lieh ich mir Hundebücher als Vorbereitung auf das neue Familienmitglied, denn mit Katzen aufgewachsen, verfügte ich für den Neuankömmling über keinerlei Hundeerfahrung.

Ein großes Thema in den meisten Büchern war die Wichtigkeit des „Kontaktes mit Artgenossen vom ersten Tag an“, was gar nicht so einfach war. Über die Schwierigkeiten an vierpfotige Spielkameraden zu kommen, könnte man etliches zu Papier bringen. Eine zweite Wichtigkeit war die Prägung in der „Rangordnungsphase 13.-16. Woche“ und „Rudelordnungsphase 17.-24.Woche“. „Die Umwelt mit ihrer Bewegung, ihrem Krach, Lärm und Gestank, und wie ein kleiner Hund lernen kann sich darin zurechtzufinden.“

Beim Lesen reifte in mir ein Plan, den ich dann auch in die Tat umsetzte. Ich legte meinen großen Vorderradkorb mit Teppichboden aus (später ersetzte ich den Korb durch eine große Apfelsinenkiste) für die Abenteuerfahrten mit unserem Welpen. Gleich vom ersten Tag an hatte Crockett uns mit seiner Selbstsicherheit in Erstaunen versetzt, von Angst keine Spur, im Zweifelsfall vorsichtig bis abwartend. Und so kamen als erstes die Geräusche im und ums Haus herum dran wie Waschmaschine, Heizung, Rasenmäher oder das Geklappere des Müllwagens. Dazu nahm ich den Welpen auf den Arm, so dass die Perspektive für ihn nicht so gewaltig war und er sich so nah bei mir auch sicher fühlen konnte. Bei dem Müllwagen schwankte er zwischen Respekt vor dem großen Wagen und dubioser Begeisterung. Jedenfalls bekam ich zur Kompensation ganz heftig das für ihn erreichbare Ohr geputzt.

Crockett auf AbenteuerfahrtDie erste Prüfung war bestanden, nun konnte es richtig losgehen. Ich leinte den kleinen Kerl an, hob ihn, die geraffte Leine in der Hand haltend in den Fahrradkorb und beobachtete ihn: ist er begeistert, ist es ihm egal, oder ist er ängstlich wegen der Höhe und des Korbes? Es war ihm egal. Wäre er ängstlich gewesen und hätte er Anstalten gemacht rauszuspringen, hätte ich es an einem anderen Tag erneut versucht. Auch beim Hund gilt: Gewöhnung durch probieren. So aber schob ich ihn im Korb sitzend erst einmal zu Fuß gehend durch unsere Straße. Alles klar? Alles o.k.? Dann kann es ja rollend weitergehen. Aus Sicherheitsgründen aber immer angeleint! Man kann ja nie wissen! Wir radelten erst einmal durchs Viertel, dann an eine große Kreuzung und erweiterten so täglich unseren Radius.

Sobald ich mir die Schuhe anzog, war um mich herum ein Begeisterungsteufel los. Wir fuhren auf Autobahnüberführungen und schauten den Rasern und den dicken Brummis zu, und wenn ich denen zuwinkte, wurden wir mit hupen belohnt, was Crockett mächtig imponierte (Ohr putzen). Wir fuhren unter Eisenbahnbrücken durch, wenn über uns die Züge dahindonnerten, fuhren zum Güterverschiebebahnhof mit seinem Gequietsche, machten einen Abstecher in den Bahnhof mit ankommenden und abfahrenden Zügen (auch da wieder „Öhrchen“ putzen).

Crockett in der ApfelsinenkisteWir statteten dem Industriehafen mit seinen unterschiedlichen Krähnen, Industrieanlagen,- Geräuschen und Gerüchen einen Besuch ab. Wir besuchten die nahegelegene Pferderennbahn, um den Galoppern beim Training zuzuschauen. Fuhren an den Rhein mit seinen Schiffen und Schleppkrähnen aller Art. Und das alles in Intervallen und immer wieder. Als er dann mit vier Monaten mit uns in den Urlaub fuhr, einschließlich einer Fährfahrt, konnte ihn schon gar nichts mehr erschüttern. Selbst als in unsere Nachbarschaft eine neue Polizeihauptzentrale mit Hubschrauberlandeplatz gebaut wurde - der sehr stark frequentiert wird - würdigte er die an- und abfliegenden Hubschrauber keines Blickes. Wir gehen oft keine zehn Meter an ihnen vorbei- und die Dinger sind manchmal wahrlich nicht leise-, aber ihn bringt und brachte das nie aus der Fassung.

So mit sechs Monaten passte er nicht mehr in die Apfelsinenkiste; wir brauchten sie jetzt auch nicht mehr. Die Umweltschulung war abgeschlossen. Bis auf Sylvester hatten wir alles, was mit Krach und Gestank zu tun hatte „durchgespielt“ und erprobt.

Ja und dann kam Sylvester. Ich setzte mich vors größte Fenster, das Riesenhundekind von sieben Monaten auf dem Schoß, und wartete auf die Vorführung. Die Riesenleuchtsterne weckten seine Faszination, manchmal zog er auch ein bisschen den Kopf ein, wenn die Sterne in unsere Richtung runterkamen. Bei den Krachern, wusste er nicht so recht, was er von ihnen halten sollte, wie zur Beruhigung wurde wieder mein Ohr geputzt. Manchmal machte ich auch „Peng“, dann erwischte mich seine Zunge quer durchs Gesicht. Ein Jahr später war es dann schon ganz anders. Er lockte uns in den Keller-Hobbyraum, ob er uns wohl in Sicherheit bringen wollte...? So sitzen wir denn seit etlichen Jahren im Hobbyraum und schauen den Sylvestersternen zu, während Crockett stolz und mit einem Lachgesicht durch den Raum läuft oder abwartend uns zu Füßen liegt.

Nun könnte man denken, wir hätten damals an alles gedacht, einschließlich Kirmesmusik und Karnevalumzüge. Jedoch eine Kleinigkeit hatten wir vergessen, nämlich die Advents- und Weihnachtszeit. Seine erste Advents- und Weihnachtszeit verlief nicht wie gewohnt mit eigener Hausmusik und Selber singen, sondern aus Zeitnot nur mit Musik vom Band. Dann, ein Jahr später, war „alles zu spät“. Bei den ersten Flötentönen mit Singen schaute er uns zweifelnd an, dann hörte man Brummel- und Quiektöne und anschließend Bell- und Jaultöne in allen Variationen. Unsere Tochter konnte vor lauter Lachen und Kichern nur noch in die Flöte prusten wir anderen versuchten lachend und kichernd wenigstens die erste Strophe zu Ende zu bringen, mehr war nicht drin. Ganz dramatisch empfand Crockett das Lied „Es kommt ein Schiff geladen“, da sang er aus voller Kehle mit, nur wir konnten vor lauter Lachen nicht singen. „Der Zug war abgefahren“- wir haben nie wieder besinnliche Advents-Hausmusik zustande gebracht - bis heute nicht!

Wie heißt es so schön - Nobody is perfect, bzw:
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Das gilt auch für Eurasier.

- nach oben -© Erika Heumisch, 1997

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